Magazin | MutMacher
Gerda (78) und Siegfried (81) Bosch

„Wir wollten vom Berg runter in die Stadt“

Headerbild

„Wir wohnten in unserem schönen Haus auf dem Berg in Donaueschingen. Aber wir hatten seit Jahren einen Traum: Wir wollten runter in die Stadt ziehen. Trotzdem haben wir versucht, unser Haus, so gut es ging, altersgerecht herzurichten. Aber die Lage stimmte nicht. Siegfried war Krankenpfleger und sah täglich die Probleme des Alters. Unser Sohn fand diese Gedanken zunächst überflüssig, weil wir ja viel zu jung seien. Dabei waren wir zu sehr vom Auto abhängig, zumal nur Siegfried Auto fährt. Plötzlich bestärkte uns unser Sohn darin, eine stadtnahe Wohnung zu nehmen. Obwohl ich nie Immobilienanzeigen gelesen habe, fiel mein Blick am nächsten Tag in der Zeitung auf diese Wohnung am Irmapark. Ich dachte sofort: ‚Genau das ist sie‘. Wir haben uns gekümmert und bei dem Makler, der diese Wohnung zum Kauf anbot, gemeldet. Was die Wohnung betraf, haben wir uns um vieles selbst gekümmert. Heute wissen wir, dass es für uns leichter gewesen wäre, wenn wir gewusst hätten, dass es eine Verwaltung gibt, die uns manches erklärt und abgenommen hätte. Dann kam der zweite, unumgängliche Schritt: Der Hausverkauf stand an. Früher habe ich gedacht, ich kann das allein, hörte mir Vorträge zu dem Thema an und hatte schon ein Exposé ausgearbeitet. Zum Glück haben wir eingesehen, dass wir damit überfordert sind. Die Sparkasse ist unsere Hausbank, und wir haben dort in der Immobilienabteilung angefragt. Wir hatten Glück und fanden einen Makler, der sich im Immobiliengeschäft gut auskannte und auf den wir uns verlassen konnten. Er sah sich bis ins Detail unser Haus an und legte dann den – wie wir denken – fairen Preis dafür fest. Zwei Tage später hatten wir die Zusage von einem Käufer. Natürlich passierte auch Unvorhergesehenes. Zum Beispiel merkten wir plötzlich, dass uns eine wichtige Unterlage zum Hausverkauf fehlte. Auch um solche Sachen kümmerte sich der Makler, räumte, soweit es ihm möglich war, alles aus dem Weg, was uns belastet hätte, und sagte immer wieder zuversichtlich: ‚Wir schaffen das.‘ Das Ausräumen und Sortieren war natürlich ein Problem. Von vielem mussten wir uns trennen. Manches fiel verhältnismäßig leicht, anderes weniger.

Wir haben nicht einen Tag bereut

Unsere geräumige behindertengerechte Wohnung hat einen großen Balkon, und wir schauen sogar ins Grüne. Zu Fuß erreichen wir in fünf Minuten alle wichtigen Geschäfte wie einen Discounter, den Bäcker, die Apotheke und auch das Ärztehaus. Wir wohnen mitten in der Stadt, haben den herrlichen Park vor der Tür. Im Frühjahr wollen wir mit unseren Elektrorädern die vielen ruhigen Nebenstraßen in der Umgebung befahren. Hier ist alles wunderbar eben, gleich von der Haustür weg. Die Seniorenanlage ist eine Art betreutes Wohnen. Im Moment sind wir allerdings absolut selbstständig wie in einem anderen Wohnhaus auch. Im Haus gibt es eine Cafeteria, die auch für Familienfeiern genutzt werden kann. Über ein Notrufsystem könnten wir schnelle Hilfe aus dem benachbarten Pflegeheim St. Michael holen. Wer möchte, kann dort essen und auch die vielfältigen Angebote für 11 Euro monatlich nutzen. Bei der Einfahrt in die Tiefgarage habe ich allerdings erst mal die Luft angehalten, weil es etwas eng zugeht, aber mein Mann hat sich gut daran gewöhnt. Und die so genannten Kellerräume: na ja! Eines ist uns ganz wichtig: Wenn Leute sagen, sie bleiben so lange in ihrem Haus wie es geht, dann meinen wir, ist das wirklich die falscheste Denkweise, die man haben kann, besonders wenn man noch das Vorrecht hat, mit seinem Ehepartner zusammen die Sache angehen zu können. Uns war jedenfalls klar: Schnell kann der Fall eintreten, dass man dazu nicht mehr in der Lage ist. Zudem wird ein Umzug mit zunehmendem Alter ja nicht nur körperlich anstrengender, sondern auch die psychische Belastung ist groß. Wir haben das jetzt noch verhältnismäßig gut weggesteckt, auch weil wir es genauso wollten. Und nun freuen wir uns an unserem neuen Zuhause.“

"Und jetzt freuen wir uns an unserem neuen Zuhause.“

Sidebarbild
Eines ist für Gerda und Siegfried Bosch ganz wichtig: "Wenn Leute sagen, sie bleiben so lange in ihrem Haus wie es geht, dann meinen wir, ist das wirklich die falscheste Denkweise, die man haben kann, besonders wenn man noch das Vorrecht hat, mit seinem Ehepartner zusammen die Sache angehen zu können. "