Magazin | MutMacher
Hildegard Drach (63), Sabrina Reithmeier (34), Angelina Drach (30)

„Sein Spruch war: Ihr entscheidet richtig für mich“

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Hildegard Drach und ihre beiden Töchter Sabrina Reithmeier und Angelina Drach (von rechts) haben gemeinsam ihren Mann und Papa auf seinem langen Krankheitsweg bis zum Schluss zu Hause begleitet.

Eine schwere und außergewöhnliche Situation: Franz Drach hatte seit elf Jahren Krebs, vor drei Jahren brach die Krankheit neu aus, Ende vergangenen Jahres dann mit unerträglichem Leid. Im Februar ist Franz Drach zu Hause gestorben. Hildegard Drach und ihre beiden Töchter Sabrina Reithmeier und Angelina Drach begleiteten ihn gemeinsam in all den Jahren und waren in seinen letzten Lebenswochen zu Hause bei ihm. Tochter Sabrina ist Schmerzschwester und gab den Anstoß zu einer palliativen Behandlung: „Unser Vater hatte nie über sein Lebensende gesprochen. Anfangs konnte ich ihm mit Schmerzbehandlungen helfen. Später kamen wir an unsere Grenzen und konnten sein Leid nicht mehr mit ansehen. Mir war klar, dass nur eine Schmerzpumpe helfen würde. Durch meine Arbeit wusste ich, dass es eine ambulanten Palliativversorgung gibt, die das Palliativnetz in Spaichingen anbietet. Mein Vater willigte ein. Er hatte immer den Spruch: Ich weiß ja, dass ihr das Richtige für mich entscheiden werdet. Frau Kratt vom Palliativnetz kam zum ersten Gespräch mit einer Ärztin zu uns nach Hause, klärte mit unserem Vater alle Wünsche, managte Formalitäten, den Versorgungsplan und auch die Medikamentenbestellung. Gemeinsam mit der Ärztin wurde entschieden, dass die Schmerzpumpe der einzige Ausweg ist, um ihm Leid zu ersparen. Das war für uns eine große Erleichterung und unser Papa hatte tiefes Vertrauen zu Frau Kratt. Wenn er Schmerzschübe hatte, konnte er zusätzlich einen Bolus spritzen. Täglich war er mit Frau Kratt im Handykontakt, besprach seinen Tagesverlauf mit ihr und schrieb ihr die Werte seiner Schmerzpumpe. Sie kam, wenn die Schmerzpumpe gewechselt werden musste oder eine akute Verschlechterung eintrat. Auch in ihrer Freizeit, selbst Weihnachten, war sie bei uns. Und immer fand sie gute Worte, auch für uns, das tat gut.

Für unsere Familie war eine palliative Versorgung zu Hause genau richtig

Als Krankenschwester wusste ich, dass die Folgen der Krankheit akute Blutungen oder Atemnot sein können. Für uns war es eine große Beruhigung, dass es jemanden gibt, der im Notfall auch nachts gerufen werden konnte und professionell hilft. Wichtig war, Papa zu Hause helfen zu können, damit er Erleichterung hat und in Würde im vertrauten Heim sterben durfte. Wenn man so einen Wunsch hat, ist die ambulante Palliativversorgung eine große Hilfe und nimmt den Druck und die Angst auch von den Angehörigen. Vater war froh, dass er zu Hause sterben durfte und er hat gekämpft bis zum Schluss. Eine Behandlung in einem Krankenhaus lehnte er ab. Er wollte sein Leben selbst in der Hand behalten. Wir alle haben gemeinsam mit ihm diese Zeit durchgestanden. Frau Kratt hat uns auch ein Notfallkästchen besorgt. Da waren alle Medikamente drin, die mein Vater im Ernstfall brauchte. Das bedeutet, wenn man den Notruf ans Palliativnetz auslöste, kam jemand, hatte sofort die notwendigen Medikamente parat und wusste genau, was verabreicht werden musste. Frau Kratt hat sich auch darum gekümmert, dass es immer aufgefüllt wurde und für den Akutfall bereit war. Wenn man weiß, man kann rund um die Uhr anrufen und Hilfe holen, beruhigt das sehr und man kann den Wunsch vom Patienten erfüllen und ihn daheim bis zum Schluss gut betreuen.

Hildegard Drach und ihre beiden Töchter Sabrina Reithmeier und Angelina Drach (von rechts) haben gemeinsam ihren Mann und Papa auf seinem langen Krankheitsweg bis zum Schluss zu Hause begleitet.