Magazin | MutMacher
Anja (70) und Reinhard (77) Gackowski

»Mit gewohnten Möbeln umzuziehen war für uns keine gute Idee«

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Die beiden hatten ein Ziel: Das neue Domizil sollte alltagstauglich und luftig sein und eine leichte, helle Atmosphäre bieten.

Die Haustür öffnet sich automatisch nach außen, am Ende des lichtdurchfluteten Hausflurs ein fröhliches Hallo an der Wohnungstür. Hier also ist das angekündigte Paradies, mit bodenlangen Fenstern, Terrasse und Blick ins Grüne. Dafür verließ Familie Gackowski vor vier Jahren ihr geliebtes Haus. Ein sich eventuell aufdrängendes Heimweh haben beide im Voraus originell abgewehrt und einen strategischen Plan entwickelt.

Als Anja zu Hause einen Rollator brauchte, hatten die Ärzte ihr einen dauerhaften Bandscheibenschaden diagnostiziert. Jetzt musste die Vernunft das Gefühl überzeugen. Ihr Haus auf mehreren Wohnebenen war nicht mehr alltagstauglich. Die Treppen konnte sie nur mit Armkraft und Mühe überwinden. Stürze wurden immer häufiger: »Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Das Haus zu verkaufen war innerhalb von zwei Tagen erledigt. Eine geeignete Wohnung für uns zu finden, war ein Unding und langwierig. Unser Wunsch war, im Wohnquartier zu bleiben, hier sind wir verwurzelt. Wir setzten das Ziel, dass unser Umzug innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein muss. Die Hauskäufer bekamen die Kaufoption und hatten Verständnis. Wir begannen strategisch Pläne zu machen. Unser Sohn war erschrocken, er verstand die Welt nicht mehr. Ihm haben wir gesagt, dass er nur Plan B sei, wenn was nicht klappt. Unser Ehrgeiz war, alles allein zu bewältigen. Stück für Stück haben wir unseren Haushalt aufgelöst. Das war Schwerstarbeit, aber wir sind gut durchgekommen und heute stolz auf uns. Täglich stellten wir uns die Frage: Was heben wir auf, wovon trennen wir uns? Im Nachhinein war das Entrümpeln eine große Erleichterung. Für uns war das ein Erfolg, denn unser Motto hieß: Wir stimmen uns ab. Zweifelte einer, wurde eine Nacht darüber geschlafen, am nächsten Tag gab es immer eine Lösung.

»Eine Frage hat beide beschäftigt: Wo werden wir wohnen?

Uns half der berühmte Zufall mit dem Tipp, mal bei Spitalfonds anzufragen. Vom fast neuen Haus in unserer Nähe und den Wohnungen waren wir begeistert, alles passte: Fußbodenheizung, breite Türöffnungen, Schiebetüren, lichtdurchflutete Wohnungen, sich selbst öffnende Türen im Hausflur und Fahrstuhl bis Keller und Tiefgarage. Hier hat sich jemand Gedanken um das Leben im Alter gemacht. Haus und Garten werden gepflegt, der Müll versorgt. Wir müssen uns um nichts mehr kümmern.
Zum Neuanfang gehörte für uns, dass wir nicht weiter in denselben Möbeln leben wollten. Mit nur drei Möbelstücken sind wir aus unserem Haus ausgezogen. Alles andere ist neu. Oft waren wir unterwegs, suchten nach Ideen und guter Beratung. Das war kein leichtes Unterfangen. Wieder kam uns der Zufall mit einem Tipp zu einem Villinger Unternehmen entgegen. Das war ein Glücksgriff. Die haben uns gezeigt, was möglich ist und woran wir entsprechend unserer Lebensumstände denken sollten. Da ging es beispielsweise um Fragen, wie groß und hoch Betten sein sollten und welche Funktionen unseren Alltag erleichtern könnten. Wir selbst hätten auch nicht an seniorengerechte Sitzhöhen bei Couch und Stühlen gedacht, gleich gar nicht an Stühle mit Armlehnen. Unsere neu eingebaute Küche ist unschlagbar und bietet allen notwendigen Komfort. Phantastisch – so hatten wir uns einen Neuanfang gewünscht. Als unser Sohn unsere eingerichtete Wohnung zum ersten Mal sah, bekamen wir ein dickes Lob: ›Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das so super hinbekommt.‹

Brücken bauen zum Loslassen von alten Erinnerungen und gegen Heimweh

Zu unserer Absicht, dem Heimweh rechtzeitig vorzubeugen, gehörte auch, dass wir über ein ganzes Jahr lang unser Haus von außen und innen und den Garten fotografierten. Aus Hunderten von Bildern hat unser Sohn ein tolles Fotobuch gestaltet. Das ist eine gute Möglichkeit, mit schönen Erinnerungen und Freude auf einen Neubeginn leben zu können. Wir waren uns nicht sicher, ob wir Heimweh bekommen und hatten als dritte Option die Idee, eventuell später ein Äuglein in unser Haus werfen zu können. Für die neuen Eigentümer war das kein Problem. Als ihr Anruf kam, war das für uns aber nicht mehr wichtig. Unser neues Zuhause war längst unser Paradies. Wenn wir am ehemaligen Haus vorbeigehen, ist das für uns so neutral wie die Schweiz. Wir blättern gern im Buch und freuen uns an den Erinnerungen. Weil sich alles so gut fügte, waren wir auch nicht gestresst. Wir hatten eine To-do-Liste vor uns, auf der wir notiert haben, was zu erledigen ist. Der Grundgedanke war, Probleme nicht groß werden zu lassen und sie nicht als Wand vor uns herzuschieben. Wir glauben an den Spruch, von einem Türchen das immer aufgeht. Oft haben wir uns gefragt: Welcher Schutzengel hat heute wieder gewurstelt? Letztendlich war das Ganze so ähnlich, wie eine Wohnung in jungen Jahren einzurichten.«

Trotz allem haben beide ihre Hobbys gepflegt, die viel Freizeit kosten

Reinhard spielt seit 30 Jahren am Villinger Theater am Turm. Nicht nur den Butler im Dinner for One, sehr häufig übernahm er Vaterrollen. Er war der Vater von Anne Frank – ein Stück, welches ihm selbst viel abverlangt hat. Mal war er der Vater eines Türken, Zuschauer fragten ihn, wie lange er schon in Deutschland lebe. Seine Rolle als Dr. Stern brachte ihm auf der Straße oft Zurufe mit ›Hallo Dr. Stern‹ ein. Für viele Zuschauer war er authentisch. Also alles richtig gemacht, oder besser: Beide haben alles richtig gemacht. Anja fragt ihn die Texte ab, verfolgt seine Bewegungen und die Entwicklung eines Stückes: »Mit jedem Handschuh, den die Schauspieler anzogen, jeder Mütze, die sie aufsetzten, wuchsen sie in die Rollen hinein. Interessant und spannend war für mich, wie sich die Schauspieler beim Ankleiden total veränderten. Plötzlich waren sie ein anderer Mensch. Die Erfahrung möchte ich nicht missen. Zusätzlich sind mein Hobby Halbedelsteine, die begeistern mich, und mich interessiert die Geschichte und deren Zusammenhänge. Ich glaube, bei einem Quiz wäre ich ein guter Telefonjoker. Seit 52 Jahren sind wir verheiratet und haben dafür unsere Lösung: Man muss sich einig sein, sich miteinander unterhalten und gemeinsam Pläne machen. Oft machen wir uns schon am Morgen einen Spaß und fragen uns, wie wir denn heute drauf sind. Allein die Frage ist ein Grund für Heiterkeit. Und die gehört unbedingt zu unserem Alltag.«

»Unser Ehrgeiz war, alles allein zu bewältigen. Stück für Stück haben wir unseren Haushalt aufgelöst.«

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Eine gute Idee: Um einem einschleichenden Heimweh vorzubeugen, hat Familie Gackowski ein ganzes Jahr lang ihr Haus von außen und innen und auch den Garten fotografiert.