„Ich bin ganz verrückt auf die Tagespflege“
„Seit vier Jahren bin ich allein. Früher war meine Frau fünf Jahre in der Tagespflege und war aufs Bürgerheim immer ganz verrückt. Nie wollte sie fehlen. Damals konnte ich das nicht verstehen. Jetzt bin ich 90, hatte einen Herzinfarkt und letztes Jahr einen Schlaganfall. Seither ist mein rechter Arm behindert. Meine jüngste Tochter wohnt in Freiburg und kommt jede Woche einen Tag zu mir. Immer hat sie gefragt, warum ich nicht auch in die Tagespflege gehe. Ich konnte mir das für mich überhaupt nicht vorstellen. Als Geschäftsleute, meine Frau und ich hatten das Hobbyhaus Stegmann, waren wir gewohnt, selbst Ideen zu haben, was zu unternehmen und zu entscheiden. Wir hatten tagtäglich viele Kontakte. Dann hat meine Tochter mein Schicksal in die Hand genommen und ich war einen Tag sozusagen auf Probe in der Tagespflege im Bürgerheim. Alle Sünden sind mir danach eingefallen, weil ich früher die Begeisterung meiner Frau nicht verstehen konnte. Jetzt weiß ich, warum sie freudestrahlend hierher ging. Und jetzt bin ich verrückt auf die Tagespflege und komme jede Woche zwei Tage hierher. Und wie meine Frau bringe ich immer einen Strauß Blumen mit, wenn es in unserem Garten blüht. Die Einrichtung ist hervorragend, hat ein sehr gutes Konzept für die Tageseinteilung. Ich komme aber auch außer der Reihe hierher. Zu den Ausflügen fahre ich mit und komme, wenn Feste oder besondere Veranstaltungen im Heim sind. Dann fahre ich mit dem Taxi. Man kann nicht nur allein sein und vor der Glotze sitzen. Ich fühle mich noch wie ein Dreißiger, das hält jung. Manches lässt etwas nach, die Augen auch. Aber ich male noch Aquarelle. Oft sind es Blumen und Landschaften. Meine Frau hat mehr mit Phantasie gemalt. Die 90 Jahre sind schnell vergangen, wir waren acht Kinder zu Hause. Es waren tolle 90 Jahre.“
Hans Stegmann sucht seine Geselligkeit mehrmals in der Woche im Bürgerheim.