Einer sollte sich anpassen: Der Rollator dem Menschen oder der Mensch dem Rollator?
Vor schnellem Kauf von Billigrollatoren warnen schon aufgrund möglicher Haltungsfehler nicht nur Ärzte und Physiotherapeuten, sondern auch Experten aus dem Seniorenrat und vom Sozialverband VdK. Gemeinsam mit Familie Tronco treffen wir uns mit Victoria Laub, einer Produktberaterin im Orthopädiezentrum Piro.
Frau Laub, fangen wir mal beim Geld an. Was zahlen die Krankenkassen?
Unsere Firma hat nicht mit jeder Kasse einen Vertrag. Deshalb können wir nicht in allen Fällen die Kosten verrechnen. Nach unseren Erfahrungen zahlen gesetzliche Kassen zwischen 40 und 100 Euro zu. Wer mit einem Rezept vom Arzt kommt, der zahlt lediglich die Rezeptgebühren und bekommt das Standardmodell. Das sind recht schwere Geräte und brauchen mehr Mühe beim Zusammenklappen. Das Produkt bekommt man sozusagen für fünf Jahre ausgeliehen und muss es dann wieder zurückgeben. Danach hat der Versicherte die Möglichkeit, sich zum Beispiel für ein Leichtgewicht zu entscheiden. Wer seinen Rollator selbst bezahlt und eine Zuzahlung bekommt, behält selbstverständlich seinen Rollator.
Mit welchen Informationen beginnen Ihre Beratungen?
Wir fragen zuerst, wofür die Kunden den Rollator überwiegend benötigen und wie oft und wie weit sie unterwegs sein wollen. Die Frage ist, ob er hauptsächlich in der Wohnung, beim Stadtgang oder in der Natur genutzt werden soll. Danach richten wir unser Produktangebot. Wer sich nur erst mal informieren möchte, dem stellen wir das Gesamtprogramm vor, damit die Kunden wissen, welche Details Ihnen wichtig sein können.
Worauf liegt denn der Fokus bei den Details?
Da gibt es individuelle Vorstellungen. Natürlich sollte die Farbe nicht auf Nummer eins stehen. Zu den drei wichtigen Details gehören die passende Sitzfläche, gut funktionierende Bremsen und das Gewicht. Individuelle Wünsche sind oft Rückengurte, die Funktion des Zusammenklappens, die Art der Räder oder eine Stockhalterung und Regenschirmmöglichkeit. Familie Troncos Rollatoren sind zwar unterschiedlich schwer, gehören aber beide noch zu den Leichtgewichten. Bremsen zum Beispiel sind bei allen Modellen im Grunde gleich. Leichtgewichtsmodelle klappen auf Knopfdruck zu oder auf. Wenn wir Zusatzteile empfehlen, berücksichtigen wir die individuellen Lebensumstände. Familie Tronco empfehlen wir für ihren Wunsch nach einem Scheinwerfer eine am Rollator befestigte Taschenlampe mit Akku. Auch Reflektoren sind gut nachrüstbar. „Probefahren“ können die Kunden gern auch auf einer Rampe bei uns im Haus. Oder sie nutzen unser großes Gelände, um ein Gefühl für den Rollator zu bekommen. Wir bieten unseren Kunden auch an, nach einer gewissen Zeit zum kostenlosen Check zu uns zu kommen. Dann schauen wir gern nach, ob die Reifen noch gut laufen und die Bremsen ordentlich funktionieren.
Gibt es auch Luxusausstattungen?
Natürlich, zum Beispiel das „2in1-Modell“, sozusagen Rollstuhl und Rollator in einem Produkt. Es gibt Bergabhilfen, die automatisch bremsen. Möglich ist vieles, aber das empfehlen wir nur auf Anfrage. Es ist alles eine Frage des Preises. Wichtig ist uns: Ein Rollator muss sich dem Alltag und der maximalen Unterstützung der Kunden anpassen – nicht umgekehrt.
Angela und Biagio Tronco sind täglich mit Hund Leila und ihren Rollatoren unterwegs. Das Ehepaar aus Hardt hat Erfahrung mit ihrem Hilfsmittel auf vier Rädern. Unser Treffpunkt mit den beiden ist vor dem Orthopädiezentrum, in dem individuell der Rollator an ihren Alltag angepasst wurde.
"Mit unserer Leila müssen wir jeden Tag aus dem Haus und genießen das auch. Dadurch nehmen wir wieder mehr am Leben teil. Aber das geht eben nur mit dem Rollator. Für uns zwei passt das jetzt alles bestens zusammen."