Magazin | RatGeber
Todesursache Fußinfarkt

Ein Teufelskreis schließt sich schmerzlos mit offenen Wunden

Headerbild

Dr. med. Stephan Eder, Leiter des Diabetischen Fußzentrums, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin im Schwarzwald-Baar Klinikum:
„Unsere Füße brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit. Fünf Jahre nachdem wir bei Patienten einen Diabetischen Fuß diagnostizieren, sind 60 Prozent der Betroffenen leider nicht mehr am Leben. Ein Fußinfarkt ist schmerzlos, aber nicht harmlos.“

Wer kann vom Diabetischen Fuß betroffen sein?
In Deutschland sind elf Prozent der Erwachsenen von Diabetes betroffen. Davon leidet ein Drittel im Laufe seines Lebens an Neuropathie (Nervenzerstörung mit Gefühlsverlust in den Füßen). Das kann die Basis für einen Diabetischen Fuß sein. Von diesen „Risikofüßen“ erlebt wiederum ein Drittel eine Fußwunde. Insgesamt ist das eine sehr ernste und bösartige Erkrankung, die über weitere Komplikationen zum Tod führen kann.

Welche Anzeichen müssen Betroffene besonders beachten?
Der Diabetische Fuß macht leider keine Angst, weil er auf Grund des Nervenproblems völlig schmerzfrei ist. Kleine Fußwunden heilen nicht ab, werden größer, entzünden sich und eitern … der Fuß explodiert förmlich. Das ist eine gefährliche Krankheit. Selbst wenn die Wunden bereits furchtbar stinken, zögern Betroffene oft eine Behandlung hinaus, weil der Schmerz fehlt. Wir haben schon Reißzwecken aus Füßen geholt. Ungünstiges Schuhwerk führt zu Druckstellen – sichtbar durch Hornhaut – , die zur Wunde werden können. Auch beim Nägelschneiden zu Hause kann eine winzige Verletzung passieren, die zur Entzündung führt. Diabetiker sollten regelmäßig zur Fußpflege gehen. Die Kosten der medizinischen Fußpflege durch Podologen übernehmen die Krankenkassen. Durch regelmäßige Podologie kann die Zahl der Fußamputationen deutlich reduziert werden.

Gibt es Chancen auf erfolgreiche Behandlung?
Risikopatienten sollten auffällige Wunden ihrem Hausarzt zeigen und mit seiner Überweisung schnellstmöglich zu uns kommen. Wir können extrem viel machen, wenn wir Patienten frühzeitig behandeln können. Bis zum Fuß können wir Gefäße rekonstruieren, damit dort wieder eine Durchblutung stattfindet. Patienten mit offenen Fußwunden sind bei uns im Durchschnitt anfangs mit Bettruhe und striktem Gehverbot drei Wochen stationär in der Klinik. Bei Erstkontakten bieten wir als Service Gespräche mit Podologen und einem Schuhmacher an, damit sie deren wichtige Unterstützung kennenlernen. Und Achtung: Herzinfarkt, Schlaganfall und Tumorerkrankungen sind nicht gefährlicher als der Notfallfuß, der zum Fußinfarkt wird.

Ist Hilfe möglich, wenn die Krankheit fortgeschritten ist?
Generell gilt: Jede Entzündung ist ein Notfall und die Patienten sollten sofort ins Krankenhaus. Wenn zusätzlich noch eine Durchblutungsstörung vorliegt, besteht ein hohes Amputationsrisiko. Schnelle Behandlung ist entscheidend! Wenn sich die Entzündung breitmacht, hat auch Penicillin auf Grund der schlechten Durchblutung keine Heilungschance mehr. Können wir den Fuß nicht mehr retten, versuchen wir, die Fußamputation durch Wundbehandlung so lange wie möglich zu verzögern, um Patienten mehr Mobilität zu bringen.

Das Diabetes-Fußzentrum im Schwarzwald-Baar Klinikum bietet operative Behandlungen stationärer Patienten und ambulante Beratungen und Nachsorge mit Überweisung des Hausarztes nach telefonischer Terminabsprache. Das Fußzentrum geht den Weg der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Diabetologie, Gefäßchirurgie, Innere Medizin, Radiologie, Podologie, Wundmanagement und Orthopädie unter Führung der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Kontakt: 07721/93-3790 oder Telefonzentrale: 07721/93-0; www.sbk-vs.de

Diabetes-Fußzentrum

Sidebarbild
Ein diabetischer Fuß nach der erfolgreichen Behandlung im Diabetischen Fußzentrum.