Magazin | Wir waren unterwegs
Aus unserem Erlebnisalbum

Campus Galli – Unterwegs auf einer Baustelle im Mittelalter

Headerbild
An sechs Tagen in der Woche freuen sich die Mitarbeiter im Campus Galli auf Besucher und beantworten geduldig alle Fragen. Das gehört zur Philosophie der Umsetzung des Projekts.

Campus Galli – Unterwegs nahe Meßkirch auf einer einzigartigen Zeitreise

Es begann vor über 1200 Jahren auf der Insel Reichenau. Mönche zeichneten den Plan einer Karolingischen Klosterstadt mit 52 Gebäuden, einem Kloster, der Kirche und Handwerkerhäusern. Dieser Plan ruhte Jahrhunderte in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Einmalig in Deutschland wird dieser Plan in den kommenden Jahrzehnten mit dem Wissen und Handwerkszeug realisiert, wie es um 900 möglich gewesen wäre. Das Betreten der Baustelle ist ausdrücklich erlaubt und bietet allen Altersgruppen ein einmaliges Erlebnis. Rund um den Campus sind bereits heute original gekleidete Schreiner, Korbflechter, Schmiede, Drechsler, Seiler, Schindelmacher, Töpfer, Stofffärber und -weber sowie die Steinmetze bei der Arbeit und schaffen die Voraussetzungen, dass die geplante Klosterstadt mit selbst hergestellten Werkzeugen erbaut werden kann. Der Drechsler arbeitet an einem Fuß- und Handmaß, damit Häuser maßstabsgerecht entstehen können. Die Schindelmacher versuchen, genügend Schindeln für die Hausdächer aus geeigneten Baumstämmen mit viel Kraft zu produzieren. Für die Kleidung werden Garne gefärbt und Stoffe gewebt. Wer möchte kann eine Führung buchen, ansonsten ist der Rundgang – unterwegs ist eine Stärkung mit schmackhafter Dennetle, Karolingischer Wurst, Linsensuppe, Bier, Wasser und Apfelschorle möglich – allein kein Problem. Die Kirche kann bereits bewundert werden. Handwerker und Gesellen stehen für alle Fragen zur Verfügung, erklären ausführlich und machen gern mit Interessierten eine Führung durch ihre Gewerke. Für Rollstuhlfahrer und Besuchern mit Gehbehinderung ist wichtig, dass das Gelände aus unbefestigten Wegen nur begrenzt befahr- und begehbar ist. Vom 1. April bis 28. Oktober 2023 wird sechs Tage (Montag Ruhetag) in der Woche an dem Bau der karolingischen Klosterstadt gearbeitet und werden neugierige Besucher von Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr empfangen (Montag ist Ruhetag, außer an Feiertagen in BW). Ein großer kostenfreier Parkplatz ist vorhanden. Dieses Kleinod hat uns besonders gefallen hat und ist einmalig in Deutschland.
Weitere Informationen: www.campus-galli.de oder telefonisch unter 07575/2061423.

Impressionen vom Campus Galli – Seit Jahren begleiten und bewundern wir den Fortschritt auf dem Campus. Besonders aber die Handwerkskunst der vielen Menschen, die mit viel Geduld die mühevolle und auch schwere Handarbeit in ihre Lebensgeschichte eingebaut haben.

 

Die Holzkirche ist fertig, rechts der noch im Bau befindliche Glockenturm.

Die Glocke aus Bronze hängt bereits. Sie läutet täglich um 13 Uhr zum Beginn der einstündigen Mittagspause. Traditionell entsprechend der Zeit steht der Kirchturm neben der Kirche. Hier wurde nicht nur Holz, sondern auch Lehm verbaut und mit dem Werkstoff die ersten Erfahrungen gemacht. Der Aufbau des  Gerüstes ist original Mittelalter.


Inzwischen geschafft: Der Glockenturm mit Sonnenuhr.

Innenansicht der Kirche mit dem Altarraum. Die Fenster sind nicht aus Glas, sondern aus Ziegenhaut. Das im Hintergrund liegende Buch wurde aus Elefantenhautpapier und einem Buchdeckel aus Holz so hergestellt, wie es in der damaligen Zeit üblich war.

Das kleine Modell des nächsten Bauvorhabens: Eine große Scheune zur Lagerung.

Hier entstehen die Strohballen für das neue Scheunendach. Drei Ballen werden so untereinander gelegt, dass Regen ablaufen kann. Wichtig ist, dass die Ähren vorher abgeschlagen werden, sonst würde der Wasserablauf nicht funktionieren. Der Faden zum Binden zweier Strohbündel wurde aus Roggen geflochten. Um die Funktion zu garantieren, müssen beide Bündel miteinander „zur Acht“ verdreht werden. Eine schwere Arbeit, die Fingerspitzengefühl erfordert.

Für das Dach der neuen Scheune werden insgesamt 8000 Strohballen benötigt. Am Tag schaffen Mitarbeiter zirka zehn bis vierzehn Ballen. Für genügend Material wurden ein fünf Hektar großes Roggenfeld angebaut und zehn Kilometer Seil hergestellt.

Die Friedhofsmauer ist fertig, jetzt wird der Schutz vor Wasser, Schnee und Eis obenauf gebaut. Dafür werden zirka 4000 Schindeln und Nägel gebraucht.

Um die Friedhofsmauer vor Nässe zu schützen hat der Schmied den Auftrag, nicht nur Werkzeug sondern dringend 4000 Nägel zu schmieden.

Aus einer 215 Jahre alten Erle entsteht das Friedhofskreuz. Mit Kohle hat der Künstler das Motiv – als Vorlage diente ein italienisches Kreuz aus dem Mittelalter – aufgezeichnet. Die Form des Kreuzes entspricht dem Plan von St. Gallen.

Die Sau hat sich ein genüssliches Plätzchen im Schlammtümpel „zurecht gebaut“, und fühlt sich sauwohl im Tiergehege.

Den Schindelmachern geht die Arbeit nie aus. Fingerfertigkeit und Verständnis für Holz sind die Basis, um die Abertausenden Schindeln für die Gebäude zu bearbeiten.

Hier lässt sich’s gut aus dem Nähkörbchen plaudern. Ob neue Kleidung oder nur Ausbesserungen, wenn mal ein Hemd zerschlissen ist, alles ist Handarbeit – auch Stoffe werden gewebt und gefärbt und Garne gesponnen.

 

Und wieder nimmt ein Haus Gestalt an – dieses Mal ist es es das Nebengebäude des Abthauses, in dem viele Zimmer eingebaut werden.

Handarbeit geht im wahrsten Sinne des Wortes von Hand zu Hand – die Schindeln werden einzeln nach oben geworfen und ein geschickter Fänger nimmt sie in Empfang. Laufbänder oder Gabelstapler? Fehlanzeige! Überall wird gebaut und gearbeitet wie im 9. Jahrhundert.

 

Campus Galli jetzt auch als Film in einigen Kinos

Mehr Informationen dazu im Internet unter:

https://mindjazz-pictures.de/campus-galli
https://www.kino.de/film/campus-galli-das-mittelalter-experiment-2016/

 

 

 

 

 

 

Im Campus Galli bekommen auch die Besucher ein Mittagessen wie vor Hunderten von Jahren...

 

Sidebarbild
Die Mitarbeiter haben viel Durst ... der Töpfer stellt für jeden ein gebranntes Trinkgefäß her. Dafür muss vorher Lehm getrocknet, gesiebt und Pulver mit unterschiedlicher Körnergröße zu Ton vermengt werden. Bei zirka 930 Grad Celsius werden die Gefäße gebrannt.
Sidebarbild
Den Schindelmachern geht die Arbeit nicht aus - auch sie müssen aktuell Tausende von Schindeln für den Schutz der Friedhofsmauer herstellen.
Sidebarbild
Der Böttcher, oder auch Küfer genannt, muss sehr genau schaffen, bis der Holzeimer die ideale Form und Passgenauigkeit hat, mit Weide straff umbunden und gewässert wird, damit er später als Wasserbottich funktionieren kann.
Sidebarbild
Von der Wiese am Waldrand wird das Heu für die Tiere mit Manneskraft heran gekarrt.
Sidebarbild
Hier wird mit der Hand gesponnen, denn das Spinnrad wurde erst im 16. Jahrhundert erfunden. Zuerst muss die Schafwolle mühsam gesäubert und mit einem feinen Kamm gekämmt werden. Daraus sollen dann Taschen entstehen.
Sidebarbild
Der Drechsler an seiner hochinteressanten Drechselbank - er ist für alles was rund ist zuständig ... Möbelfüße, Räder, Flaschenzüge, Speichen....
Sidebarbild
Dachkonstruktionen sind eine mühsame Arbeit, hier mit Holznägeln und vom Seiler hergestellten Stricken.