Magazin | MutMacher
Erhard Averbeck (78)

„Im Ruhestand ist der Zeitdruck weg und neue Ideen kommen“

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„Früher war mein Arbeitstag vollgepackt. Bis zuletzt war ich über 30 Jahre in leitender Position im heilpädagogischen Kinderheim Mariahof. Parallel dazu habe ich 25 Jahre Krankenschwestern ausgebildet und bei der AOK Gesundheitskurse gegeben. Und zu Hause wuchsen vier Kinder auf. Mit Leidenschaft war ich klinischer Psychologe und Psychotherapeut. Aber einmal muss Schluss sein und ich war froh, mit 65 in den Ruhestand gehen zu können. Dieses berühmte Loch, von dem erzählt wird, kannte ich nicht. Mein Spruch war: ‚Ich passe da nicht rein, ich bin zu dick.‘ Von einem Tag auf den anderen hatte ich keinen Zeitdruck mehr und konnte endlich im Haus arbeiten, den Garten richten und mit meiner Frau durch Deutschland reisen. Am schönsten waren Orte, wo persönliche Kontakte entstanden sind. Unser Haus ist voll mit diesen Erinnerungen. Und ich lese gerne Biografien und Fachliteratur über die Hirnforschung. Ungeplant habe ich dann doch nahtlos noch ein Ehrenamt angenommen. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der inzwischen Leiter beim SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) war, fragte mich, ob ich mir ehrenamtliche Betreuungen vorstellen könnte. Ich habe zugesagt und mir gut überlegt, wen und wie viele Leute ich nehmen möchte. Die Betreuung ist individuell auf die Lebenssituation der Menschen abgestimmt. Entweder legt der Amtsrichter die Bereiche fest oder die Leute melden sich vorsorglich mit Betreuungswünschen bei uns im Verein. Einmal im Jahr legen wir vorm Amtsgericht für jeden Einzelnen Rechenschaft ab. Man investiert natürlich Zeit, tätigt Bankgeschäfte und muss Absprachen mit Ämtern und Ärzten treffen. Wichtig ist, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, um auch zu erfragen, wie ihre Wünsche bei schweren Erkrankungen, im Pflege- und auch im Sterbefall sind. Angenehm ist, dass uns im Verein ein Rechtsanwalt Entscheidungssicherheit gibt, wir uns alle kennen und unterstützen. Da gibt es keine Hemmschwelle Fragen zu stellen. Mir ging es immer darum, dass ich die Leute begleiten konnte, und wenn Komplikationen auftraten, diese im Rahmen meiner Möglichkeiten zu lösen.“

"Ungeplant habe ich dann doch nahtlos noch ein Ehrenamt angenommen."