Magazin | MutMacher
Kurt Rendler (84)

„Ich mag die Leute, denn allein sein bringt nichts“

„Mit meiner Frau habe ich hier im Löwen in Dauchingen im Betreuten Wohnen gewohnt. Dann ist sie gestorben. Kurz darauf bin ich gestürzt und hatte einen Oberschenkelhalsbruch. Ich habe selbst gemerkt, dass ich Pflege brauche. Hier im Haus war ein Zimmer in der Wohngemeinschaft frei. Das war ein Glücksfall. Ich merke an mir, dass manches nicht mehr so wie früher ist. An Fasnacht war ich immer dabei. Meine Kostüme habe ich aufgehoben, aber seit diesem Jahr habe ich keine Lust mehr dazu. Früher habe ich abends Fernsehen geguckt, heute mache ich meist nach den Nachrichten aus. Ins Kino gehe ich auch nicht mehr. Ich bin schlecht auf den Füßen und muss immer den Rollator mitnehmen. Die Leute hier im Haus gefallen mir. Wir werden auch gut betreut. Ich habe eine Klingel, das ist beruhigend. Aber bisher musste ich tagsüber noch nicht klingeln. Und nachts schlafe ich gut. Wenn ich was brauche, gehe ich zu Frau Jauch, die passt sehr auf mich auf und schaut nach mir. Oder ich rufe auf der Gemeinde an. Wir haben hier viel Unterhaltung und einmal in der Woche ist im Farrenstall Remmidemmi. Da gibts Kaffee und Kuchen. Das macht der Bürgerverein für uns. Manchmal gibts Lichtbilder oder Musik. Es ist immer was geboten. Gott sei Dank, das habe ich gern. Meine Tochter wohnt in der Nähe. Jeden Abend will sie wissen, wie es mir geht. Ich muss mich immer sofort bei ihr melden, wenn was wäre. Wenn ich mich abends nicht melde, ruft sie an und schon kommt die Frage: Was ist los? Das ist ein gutes Gefühl. Einmal in der Woche besucht mich ein Mitbewohner aus dem Betreuten Wohnen in meinem Zimmer. Allein sein, das bringt nichts. Das hier ist ja meine vorletzte Wohnung. Die letzte ist ein paar Meter weg. Da haben wir im Schwarzwald immer gesagt: ‚Fünf Bretter und ein Deckel, leb wohl du Lumpensäckl!’“