Magazin | MutMacher
Wera Borchert (79)

„Die Wohnungskündigung war für mich der richtige Anstoß“

Headerbild

„Mit meiner Tochter bin ich 1967 von Eckernförde nach St. Georgen gezogen. Die Ärzte meinten, wegen meines Asthmas sollte ich in eine höhere Lage ziehen. Trotzdem kam ich auch zu Kuren in eine Klinik auf Sylt. Von den Strandspaziergängen zehre ich heute noch. Aber die Luft im Schwarzwald tut mir gut und wir sind sesshaft geworden. 40 Jahre lang lebte ich in der letzten Wohnung und wollte am liebsten nicht mehr umziehen. Dann kam der Tag, als mir mein Vermieter wegen Eigenbedarfs kündigte. Erstmal war das ein Schock. Aber wenn ich es heute betrachte, bekam ich den richtigen Anstoß zur richtigen Zeit. Wir wohnten im zweiten Stock ohne Aufzug. Ich bin schlecht zu Fuß und kam nur mühsam die Treppen hoch und runter. Holz für den Kachelofen konnte ich schon lange nicht mehr holen. Vor zwanzig Jahren habe ich Bekannten noch erzählt, dass ich rechtzeitig in ein Altenheim gehe. Aber wie es so ist, schiebt man das vor sich her. Im Betreuten Wohnen in der Lorenzhöhe bot sich eine Wohnung an. Die hat mir sofort gefallen. Seit einem halben Jahr wohne ich in dem ruhigen Haus. Man hört nichts, nicht mal aus der Nachbarwohnung. Vieles ist noch ungewohnt, für mich besonders die Fußbodenheizung. Aber es ist schön, ich habe endlich einen Balkon, die kleine Küche ist mit neuen Möbeln ausgestattet und das große Bad hat eine ebenerdige Dusche. Einen Wunsch habe ich noch: einen Tiefgaragenplatz, denn im Winter ist der Stellplatz draußen nicht toll. Täglich bin ich unterwegs, auch in Bad Dürrheim und Villingen, mache Besorgungen, besuche meine 94-jährige Freundin oder fahre mit einer Bekannten zum Einkaufen. Spaziergänge mache ich nicht mehr. Trotz Stock und Rollator wird das zu mühsam. Zu Hause gucke ich gern Fernsehen und stricke und häkele tunesisch. Mit der langen dicken Nadel bringt man wunderbare Muster zustande. Es gibt im Haus viele Angebote. Die will ich später nutzen. Ich hoffe, dass ich noch lange mit meinem Auto mobil unterwegs sein kann.“

"Holz für den Kachelofen konnte ich schon lange nicht mehr holen."