Magazin | MutMacher
Liselotte Heiny (86) und Gerlinde Volkmann (79)

„Unser Leben hat verschlungene Lebenswege“

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Ein lustiges Duo: Liselotte Heiny und Gerlinde Volkmann (rechts). Die beiden sind ständig auf Achse und nehmen viele Angebote für Senioren gern an.

Zwei Frauen, die viel miteinander lachen und im Seniorenzentrum in Niedereschach Freundinnen geworden sind. Ein Umzug in den für sie fremden Ort stand nicht in ihrem Lebensplan. Vor 25 Jahren verlor Liselotte Heiny, Mutter von fünf Kindern, ihren Mann. Sie zog von Freiburg in die Nähe ihrer Freundin nach Hartheim. „Dort habe ich 17 Jahre gewohnt, war glücklich und zufrieden. Das war toll, ich hatte viele Freunde und Bekannte.“ Dann kam der Einschnitt. Ihre Krankheit wurde schlimmer, glücklicherweise kam eine Not-Operation noch rechtzeitig. Nach drei Monaten ging es ihr etwas besser. Die Tochter musste eine Entscheidung treffen und organisierte vor fünf Jahren eine Wohnung in ihrer Nähe. Seither lebt Liselotte Heiny im betreuten Wohnen. „Der Anfang war schwer. Aber jetzt habe ich einen netten Freundeskreis und meine Gerlinde ist meine liebe Hauptperson, die mir hilft, wo sie kann.“ Für Gerlinde Volkmann war der Weg in den Schwarzwald weit. Als Kind wohnte sie in Pößneck und später in Naumburg. „Mein Weg hierher war verschlungen. Den Grundstein legte meine Enkelin, die in Villingen eine Lehrstelle und danach eine Festanstellung bekam. Sie lernte ihren Mann kennen und wollte nicht wieder zurück. Meine Tochter und mein Schwiegersohn wurden im Osten arbeitslos und suchten hier einen Neuanfang. Dann starb plötzlich mein Mann.“ Die Kinder von Gerlinde Volkmann überredeten die Mutter, in die Nähe zu ziehen. Eine Wohnung war gefunden, die Kinder renovierten die Räume und kauften neue Möbel, da die alten nicht gepasst hätten. Als alles fertig war, holten sie die Mutter ab. „Am Abend kamen wir hier an. Meine Enkelin hatte Abendbrot gerichtet und wir haben gemeinsam gegessen. Für mich war die Wohnung fremd, waren die Möbel fremd und ringsum alles sehr still. Das war ein Schock, obwohl es ja alle gut gemeint haben. Zeitlebens war ich die Großstadt gewohnt. Ich hatte auch Angst, hier nicht nahtlos eine Anschlussbehandlung für meine Krankheit zu finden.“ Gerlinde Volkmann war früher alle vier Wochen zur Behandlung in der Uniklinik Jena. Inzwischen klappt die Weiterbehandlung nahtlos an der Uniklinik in Freiburg. Auch die notwendige Transportbescheinigung hat sie sich wieder erkämpft: „Ich habe mir immer gesagt, du musst dich zurechtfinden. Hier im betreuten Wohnen fand ich die lebenslustige Lilo bei der Fasnachtsfeier. Wir haben gleich ‚Du‘ gesagt und sind von da an eng befreundet.“ Begeistert fahren die beiden alle zwei Wochen mit den Maltesern zum Einkaufen ins Schwarzwald-Baar-Center. Lilo sieht nicht mehr gut, sie sagt was sie braucht und Gerlinde zieht los und durchstöbert die Regale. Die beiden sind ein eingespieltes Team. „Lilo hat einen guten Geschmack und sagt sofort, was ich gleich wieder wegbringen kann. Einmal hat sie ein kleines Schränkchen mitgenommen und auf den Rollator gepackt. Wir haben immer eine Riesengaudi.“ Nach dem Einkauf sitzen sie noch am langen Tisch, den die Malteser zeitgleich auch für die Weilersbacher Senioren in der „Knolle“ bestellt haben. Es ist die gemeinsame Lebensfreude, die beiden im Alltag hilft. Und sie genießen die vielen Aktivitäten, das Gedächtnistraining, die Gymnastikstunde, die wöchentlichen Kaffeerunden mit ihrer Frau Dreier, die Ansprechpartnerin im betreuten Wohnen ist und beiden fehlt, wenn sie mal nicht da sein kann. Kontakte sind für Lilo wichtig:„Die evangelische Gemeinde lädt uns jeden Monat zu Kaffee, Kuchen und Abendessen ein. Das sind unglaublich schöne Stunden, auch mit dem Pfarrer. Zwei Mal im Jahr machen wir mit denen sogar eine Busfahrt. Wir beide sind immer mit auf Achse.“ Und wenn es notwendig ist, organisiert die Gemeinde das Spurwechselauto und der Fahrdienst klappt perfekt. Die Freundschaft der beiden Frauen ist für beide ein Segen: „Mit Lilo findet man immer neue Kontakte, selbst in dem neu gebauten betreuten Wohnen gegenüber ist sie schon bekannt. Sie ist eine lustige Frau, das gefällt mir. Wir sind viel zusammen und haben uns immer viel zu erzählen.“

"Wir beide sind immer mit auf Achse.“

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„Mit Lilo findet man immer neue Kontakte."
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"Meine Gerlinde ist meine liebe Hauptperson, die mir hilft, wo sie kann."